Max-Planck-Gymnasium

Zeitzeugen 2013 - Gespräch mit Berthold Graf von Stauffenberg

Am 13. März 2013 war der Generalmajor a.D. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg als Zeitzeuge zu Gast am Max-Planck-Gymnasium. Martin Jakab aus der KS1 stellte den Grafen in wenigen einleitenden Worten vor. Der Bericht des Grafen von Stauffenberg über sein bewegendes und interessantes Leben nahm etwa eineinhalb Stunden in Anspruch. Als Gäste waren ca. 200 Schülerinnen und Schüler der achten, neunten, zehnten Klassen sowie der Oberstufe geladen.

Berthold Schenk Graf von Stauffenberg wurde am 03. Juli 1934 in Bamberg geboren, allerdings zog seine Familie im Herbst 1938 bereits nach Wuppertal, weil sein Vater, Claus Graf von Stauffenberg, dorthin versetzt wurde. Er berichtete von Lebensmittel – und Kleiderkarten, und wie er und seine Familie Gasmasken abholen mussten. Im April 1940 ging er in die Grundschule, dort lernte er noch die altdeutsche Schrift.

In lockerer Atmosphäre erzählte er uns von den Luftschutzkellern und den Fliegeralarmen, in dem er die Geräusche imitierte. Im November 1943 zogen sie nach Bamberg zurück und dort beendete er auch die 4. Klasse. Seine Aufnahmeprüfung für das humanistische Gymnasium absolvierte er erfolgreich im Luftschutzbunker. Er betonte zwar immer, dass er sich sehr bemühe, bei seinen Vorträgen möglichst viel zu vermitteln, aber dies sei jedoch sehr schwer, da dieser Zeitraum mit seinen Geschehnissen einfach unvorstellbar sei. Allerdings hatte Berthold Schenk Graf von Stauffenberg noch extrem viel Glück, denn er erzählte uns, er sei gut in Bad Sachsa im Harz behandelt worden. Nach Bad Sachsa kamen er, seine Geschwister und weitere Kinder von „Mitverschwörern“ des gescheiterten Attentats des 20. Juli 1944, bei dem sein Vater hingerichtet worden war. Seine Mutter wurde von ihm getrennt und kam, schwanger mit ihrem fünften Kind, in ein Frauenkonzentrationslager. Berthold von Stauffenberg und seine „Mithäftlinge“ sollten an Ostern 1945 nach Buchenwald kommen, doch durch die ständigen Bombenangriffe wurde die Bahn beschädigt. Er und die restlichen 14 Verbliebenen wurden wieder zurück nach Bad Sachsa transportiert.

Als die Amerikaner in Bad Sachsa ankamen, stelle sich ihm die Frage: wohin? Handys gab es nicht, um seine Verwandten zu kontaktieren und ein Auto hatte nicht jeder. Die Schwester seiner Großmutter organisierte einen kleinen Bus mit Holzgasofen, so etwas ist heutzutage kaum vorstellbar. Nachdem der Aufenthaltsort der Kinder ausfindig gemacht wurde, was deutlich schwieriger war als es heute ist, konnten er und seine Geschwister aus Bad Sachsa abgeholt werden. Von 1947 bis 1953 besuchte er das Internat Schloss Salem und machte dort sein Abitur. Als er von einem älteren Schüler erfuhr, man könne mittlerweile in den Läden mit Bargeld bezahlen, war das unvorstellbar für ihn und er musste ständig bei Älteren nachfragen, ob dies auch stimme. Im Internat gab es Brennnesseln anstatt Spinat zu essen, aber die Versorgung war den Umständen entsprechend akzeptabel. Er mag keinen Fisch, erzählte er uns danach. Freitags gab es in Salem leider immer Fisch, das Problem war, dass der Fischgeschmack in den Metallschalen bis Donnerstag erhalten blieb. So vermittelte er uns mit Humor die eigentlich so triste Situation der damaligen Zeit. Als er von einer Schülerin gefragt wurde, ob er bei seiner Abiturprüfung „gespickt“ habe, wurde es laut im Saal. Er erzählte, dass bei seiner Prüfung kein Aufsichtslehrer anwesend war. Zu seiner Zeit galt das „Prinzip der Ehrlichkeit“ und niemand versuchte zu betrügen. In Bezug auf das kommende Abitur im April ist dies natürlich der Wunschgedanke eines jeden Abiturienten und es ging ein Hauch von Empörung durch die Zuhörer. Seine Erzählungen waren teilweise sehr historisch, z.B. die Entstehung der Bi-Zone und Tri-Zone. Obwohl er bei Kriegsende erst elf Jahre alt war, konnte er trotzdem sehr viele persönliche Eindrücke und Erfahrungen vermitteln.


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